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Einführung
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Mathieu Gaborit
Illustratoren
Rollenspielbücher

Kommentar zu AGONE

AGONE, benannt nach einem der Hauptagonisten aus Mathieu Gaborits Romanreihe, ist ein märchenhaftes, heroisches Fantasy-Rollenspiel. Hintergrund, Welt und Regelmachanismen sind stimmig durchdacht und gleichzeit so innovativ und interessant, daß jedem Fantasy-Rollenspieler ein näherer Blick in Setting und System AGONES ans Herz gelegt sei. Die unzähligen guten Rezensionen und Bewertungen allein im deutschen Netz (z.B. DRoSI, Ringbote, GROFAFO/Tanelorn) bestätigen diese subjektive Einschätzung.

AGONE bietet Geheimnisse, geistige Schönheiten jeder Art, Dunkelheit, außergewöhnliche Charakter- und Speziesarchetypen, ausreichend detaillierte Beschreibungen einer fabelreichen Welt, kreative Magie, teuflische Mächte der Finsternis und epische Abenteuer. Man stelle sich die Welt des Barock vermischt mit der des Mittelalters vor, mit vielen Eigenarten des Fantasy-Rollenspiels sowie wunderbaren Optionen für Elemente des Fantasy-Steampunks (z.B. in magischen Bilderwelten), und weiß ungefähr, was AGONE im Kern ausmacht. Das Spiel hat jeden einzelnen und jede einzelne in unseren Gruppen in seinen Bann geschlagen, unser Rollenspiel nachhaltig verändert sowie die Freude daran deutlich vergrößert.


© Franck Achard / Julien Delval

Die Charaktererschaffung geht relativ schnell von der Hand, wenn man nicht auf das etwas chaotisch strukturierte Grundregelwerk angewiesen ist, sondern sich der Zusammenfassung bedient. Außerdem beginnen die SC nicht als Grünschnäbel, sondern bereits mit einigem Können oder sogar als wahre Meister ihres Fachs. Darüber hinaus bietet das stufenlose System freie Wahl bei der Erschaffung wie auch der Entwicklung des Charakters. Ein Dieb z.B. kann ganz klassisch als Stehlemann beginnen und im Laufe der Zeit zu einem sehr fähigen Magier und Diplomaten avancieren - der aber natürlich nach wie vor seine Diebesfertigkeiten voll in Anspruch nehmen kann. Bei der Entwicklung kann man je nach Lust und Laune Punkte in klassische Fertigkeiten, übergreifende Attribute oder in den mystischen Teil des Charakters stecken, in die Flamme. Gerade das Steigern der Flamme ist zunächst sehr vorteilhaft, weil sich das auf alle Aktionen auswirken kann. Allerdings wird es nachher so teuer, daß man automatisch zu anderen Optionen greift, wenn man schon ein Flammenträger von beachtlicher Stärke ist. Außerdem gibt es bestimmte Endpunkte, an denen man normalerweise nicht mehr besser werden kann (Fertigkeiten enden z.B. bei 10, der vollendeten Virtuosität). Und neben diesen Steigerungen kann man nach Wunsch auch in zahlreichen anderen Gebieten seine Meriten verdienen. Ein Kämpfer kann zum Magier werden, ein Magier seinen Schwertkampf verbessern... Viele Punkte der Charakterentwicklung können sehr rollenspielerisch und ganz nach Gusto des Spielers gehandhabt werden.

Auch die Tatsache, daß es so viele Magieformen gibt und man u.a. durch Magische Künste oder mit Hilfe von käuflich zu erwerbenden Tänzern zaubern kann, erleichtert das Interesse für andere Tätigkeitsfelder. Große Krieger können bei einem Meister mächtige Kunstvolle Schläge (Spezialtechniken) lernen, die im Kampf keine Kompromisse zulassen, und Magier können ihre Tänzer immer weiter trainieren und verbessern. Auch die Magierichtungen der Tänzer sind bei AGONE wunderbar gestaltet, denn die drei magischen Disziplinen Jornismus, Eklipsismus und Obskurantismus unterscheiden sich maßgeblich in Zauberart, Weltsicht und Tänzerbehandlung voneinander, sind aber nicht in die klassisch-moralischen Kategorien "gut" und "böse" einzuordnen.

Wer in Flamme die höchste Stufe erreicht - was fast utopisch ist und Jahre des Spielens erfordert -, wird zu einem Luminar, einem Erleuchteten und hochmagischen Wesen, einem Halbgott gleich, der aber nicht mit den sehr greifbaren und bodenständigen Halbgöttern vieler anderer Fantasy-Welten verglichen werden darf. Ohnehin sind die göttlichen Wesen, die sogenannten Unsterblichen (z.B. Janus, der Schatten, die Maske, die Musen oder die Damen der Jahreszeiten), sehr mythisch, ihre Personifikationen sind - mit Ausnahme der Maske - weniger präsent als in anderen Welten. Erstaunlich ist, daß die real existierenden Unsterblichen nur von wenigen Sterblichen gekannt werden und der eine Unsterbliche, der ganz aktiv in die Geschicke der Welt eingreift, den meisten völlig unbekannt ist. Die vielen lokalen Kulte und Religionen, die es in Harmundia gibt, verehren also Götter und Mächte, die überhaupte nicht existieren. Harmundia läßt in vielerlei Hinsicht ohnehin reichlich Raum für eigene Ideen, solange man sich nicht allzu weit von der Atmosphäre und dem Wesen der Welt entfernt. Ebenso sind die Zauber stilvoll und nicht so akribisch technisch wie in vielen anderen Fantasy-Settings. Alle Zauber bei AGONE lassen sich mit nur wenigen Sätzen beschreiben, und man kann auch ohne fundiertes, technisches Hintergrundwissen viel eigene Kreativität einsetzen, um Bestehendes zu erweitern oder Neues zu schaffen - was auch für die Flammenfähigkeiten gilt, die ein Inspirierter mit jedem Flammenpunkt bekommt.


© Franck Achard / Julien Delval

Sehr gelungen ist bei AGONE die stete Erkenntnis der eigenen Verletzlichkeit. Auch wenn man bereits ein mächtiger Charakter ist, kann der nächste Riese oder Minotaur mit zwei gelungenen Schlägen das Lebenslicht unrettbar auslöschen. Es ist also nicht möglich, daß der Mensch plötzlich an Stärke einen Oger oder gar Minotaur übertrumpfen kann oder daß eine kalte Medusa zu einem Wesen voller Nächstenliebe und Leidenschaft wird. Ein guter Magier wiederum kann mit etwas Glück einen gestandenen Minotaur mit nur einem machtvollen Blitz vernichten oder ihn so fein bezaubern, daß selbst der grimmigste Axtmeister zum besten Freund wird. Das Gute daran ist: Die Charaktere wissen, daß diese ganzen Optionen auch den NSC offenstehen, so daß sie gemeinhin mit ausreichend viel Vorsicht durch die Welt ziehen. Ein mächtiger Choreograph - ein Magier, der mit mehreren Tänzern gleichzeitig zaubern kann - ist ein so furchtbarer Gegner, daß sogar eine starke und erfahrene Gruppe äußerste Umsicht im Verkehr mit ihm walten läßt. Und die Charaktere sind zwar den normalen Menschen in mancherlei Hinsicht überlegen, aber eine größere Bande von Schlägern stellt auch für einen gestanden Ogerkrieger eine ernsthafte Bedrohung dar.

Das schnelle Regelsystem funktioniert nur mit einem einzigen d10 und macht daher vieles berechenbarer als z.B. mit einem d20 oder einem Würfelpool. Es unterstützt das Spiel perfekt und bietet zahlreiche Optionen, ohne einengend zu wirken. Schaden, Treffer, Fertigkeiten etc. basieren auf Mischungen zwischen festem Können (z.B. Attribut + Fertigkeit) und dem Würfelwurf, so daß auch ein geschickter Rapierkämpfer hohen Schaden anrichten und mit einem kritischen Treffer verheerende Wunden schlagen kann.

Fazit: AGONE ist ein faszinierendes, außergewöhnliches Fantasy-Setting, allerdings eignet es sich auf Dauer nicht unbedingt für "klassisches" Fantasyspiel, sondern benötigt vielmehr Spieler mit Sinn für Mystik, märchenhaften Zauber und das Künstlerisch-Kreative im Menschen. Diesen Spielern eröffnet sich aber eine Welt, die zu entdecken in jeder Hinsicht lohnenswert ist.

(Verf. u. bearb. v. JS)

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