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Bewohner Harmundias
Satyrn
"Meine Geliebte, ich wandelte
über so viele Pfade und überwand so viele Gefahren, um an deiner Seite zu sein! Ich kann mir keine größere Belohung für
meine Mühen vorstellen als die Süße deiner Lippen, keine größere Heilung für meinen Seelenschmerz als das sanfte
Anlehnen meines Hauptes an deine seidene Haut. Von deinen Armen umschlungen, gelten all meine Gedanken dir, nur dir allein."
Äußere Erscheinung
Satyrn entstammen dem Frühling und ähneln von der Hüfte aufwärts den Menschen. Sie gleichen diesen auch in Größe
und Gewicht, aber unterhalb der Hüfte besitzen sie die Beine und elfenbeinernen Hufe eines Ziegenbocks. Mit diesen Beinen können sie
hervorragend rennen und springen, und die Hufe sind ernstzunehmende Waffen. Satyrn widerstehen Krankheiten und Schmerzen genauso gut wie die Menschen
und besitzen auch eine vergleichbare Lebenserwartung, aber an Ausdauer sind ihnen nur wenige Menschen gewachsen. Viele Satyrn sind wohlgebaut
und üben mit ihren schlanken, markanten Gesichern eine beachtliche Faszination auf die Damenwelten Harmundias aus.
Nachteile in der Welt: Satyrn werden beständig von ihren sexuellen Bedürfnissen geleitet. Und falls sie diesen Trieb nicht mit
dem Extrakt der Alraunenwurzel eindämmen, können schöne Frauen eine enorme Macht über sie erlangen und sie zu fast allem bewegen,
wenn sie ihnen einen Kuß, eine Liebesnacht oder ein romantisches Tête-à-tête im Mondenschein versprechen.
Persönlichkeit
Satyrn können insbesondere bodenständige Vertreter anderer Spezies mit ihrer Wechselhaftigkeit verwirren und aus der Fassung bringen.
Sie sind auf der einen Seite außergewöhnlich zuvorkommend, höflich, eloquent und reizvoll, besitzen ein entwaffnendes Charisma,
vollendete Manieren und eine große Vorliebe für alle Facetten der Diplomatie. Auf der anderen Seite aber sind sie Getriebene eines
unstillbaren sexuellen Verlangens, die, wann immer möglich, der Einsamkeit entfliehen und es nur schwer ertragen können, ihre Schlafstatt
einmal nicht mit einer schönen Frau, ihrer liebsten Gesellschaft, zu teilen. Daher fühlen sich Satyrn in jeder angenehmen Gruppe wohl,
und wenn es in dieser auch noch ausreichend holde Weiblichkeit gibt, wähnen sich Satyrn in ihrem ureigenen Element. Frauen sind für
sie die Quelle der Romantik, der Liebe und des Begehrens, sie werden geistreich umgarnt, mit Charme und Finesse verführt, aber dabei immer
geachtet. Für einen Satyr ist es nahezu undenkbar, einer Frau primitiv und tumb oder gar gewalttätig zu begegnen.
Es nimmt daher nicht wunder, daß Satyrn über ein optimistisches Wesen verfügen (das nicht selten die Grenze zum Leichtsinn überschreitet)
und das Leben in einer Art Rausch durchschreiten, besessen von der Begierde nach neuen Erfahrungen, Improvisationen und Spontaneität. Regeln,
Disziplin und Vorschriften sind ihnen zuwider, denn ihren freien Willen erachten sie als ihr höchstes Gut, das sie mit allen Mitteln gegen
eine Unterordnung unter irgendeine Autorität verteidigen. Ihre Freiheit bedeutet den Satyrn alles und steht über allem. Deshalb reisen
sie auch sehr gerne und lassen sich selten länger nieder, und wenn, dann höchstens nur für einige wenige Monate. Wanderer, Reisende,
Freigeister par exellence, durchqueren sie ohne Unterlaß alle Reiche Harmundias auf der Suche nach romantischer Liebe, Reichtum und Vergnügungen.
Gesinnung
Die Satyrn sehen in der Maske ihren größten Feind, und ihr Haß für diesen Feind ist absolut. Sie kämpfen mit Körper
und Seele und mit allem, was sie aufzubieten haben, gegen seinen Einfluß und seine unzähligen Pläne, die Menschen zu seinen hilflosen
Puppen zu machen. Kein Satyr wird jemals willentlich in die Hände der Maske spielen. Den Schatten betrachten Satyrn dagegen mit Nachsicht
und einer eher unentschiedenen Einstellung. Dämonen können durchaus von Nutzen sein, und der Schatten wurde, ebenso wie die Dame des
Herbstes, hinterhältig von der Maske betrogen.
Von den Damen der Jahreszeiten haben Satyrn dagegen eindeutige Vorstellungen: Sie sind der Inbegriff der Weiblichkeit, und jeder Satyr hatte schon
sehnsüchtige Träume, in denen er einer der Damen in delikater Innigkeit beiwohnte und zu ihrem dauerhaften Liebhaber wurde. Für
Satyrn wäre die Erfüllung dieses Wunsches die Vollendung ihrer größten Suche, und sie würden alles, wirklich alles tun,
um die Damen der Jahreszeiten zu finden.
Einstellung zur Magie
Satyrn blicken auf Askendanzmagie schon wegen ihrer verschulten Aspekte mit nachlässiger Gleichgültigkeit herab. Die Idee, irgendwelchen
Präzeptoren der Chiffrenmagier oder überhaupt irgendwelchen Magiern gehorchen zu müssen, ruft in Satyrn Unverständnis hervor.
Aus diesem Grund lernen diejenigen der Satyrn, die die Tänzermagie praktizieren wollen, bei abtrünnigen Magiern und benutzen illegale,
unmarkierte Tänzer.
Die Magischen Künste werden von Satyrn allerdings sehr geschätzt, am liebsten in ihrer freien Form. Klangmagie nimmt dabei den höchsten
Stellenwert ein, und da Satyrn für ihre außergewöhnliche Musikalität bekannt sind, spielen sie oftmals zwei oder drei Instrumente
mit beachtlichem Können (meistens Flöte, Harfe und Zitter). Vista und Skandierung wird von Satyrn ebenfalls gerne ausgeübt, nur
an Gestaltmagie zeigen sie wenig Interesse.
Sitten, Bräuche und Gewohnheiten
Entgegen landläufiger Meinungen, genießen Satyrn Städte genauso wie die freie Natur. Aber obwohl sie besser und harmonischer in
einen Wald passen, fürchten sie die dortige Einsamkeit und bevorzugen deshalb das Gewühl und die Geschäftigkeit der Städte.
Geschlechtlich sind Satyrn das Gegenteil der Medusen, denn es gibt keine weiblichen Satyrn. Um einen Nachkommen zu zeugen, muß ein Satyr
in einem Wald uralte Rituale vollziehen und auf unbekannte Weise mit der Natur verschmelzen. Diese Rituale gebären einen verzauberten Baum,
in dem sechs Monate lang ein neuer Satyr heranwächst, der von seinem Vater gegen alle Gefahren beschützt wird. Wenn die Zeit gekommen
ist, schält sich der neugeborene Satyr aus seinem Geburtsbaum heraus, der kurze Zeit später abstirbt und verdorrt. Der junge Satyr wird
vom Vater als Sohn angenommen und bis in seine Jugendjahre hinein auf der Wanderschaft und durch praktische Anschauungen unterrichtet. Wenn der
Jugendliche dann zum Erwachsenen reift, trennt er sich von seinem Vater, damit beide wieder zu ungebundener Freiheit finden können.
Viele erwachsene Satyrn kontrollieren ihre sexuellen Begierden mit Hilfe der Alraunenwurzel. Gewachsen aus dem Samen der Satyrn, kann diese Wurzel
durch tägliche Einnahme die Gelüste dämpfen, die den Satyrn zeitweise üble Streiche spielen können. Manche Satyrn rauchen
die Alraunenstücke in eleganten Pfeifen, andere wiederum fertigen ein Pulver aus ihnen an. Ein Exemplar dieser Wurzel - obwohl selten und
teuer - kann einen Satyr etwa einen Monat lang von seiner überschäumenden Lust erlösen.
Häufige Lebenswege
Satyrn bedienen sich der Verführung in allen Lebenslagen. Wenn sie ein Handwerk ausüben wollen, dann wählen sie eines, das zu ihren
Vorlieben paßt: reisender Parfumeur, Hausierer, Bote oder sogar Söldner in einer herumziehenden Armee. Allerdings bleiben Satyrn nur
selten längere Zeit derselben Tätigkeit treu und versuchen mal dies, mal das. Es ist nicht ungewöhnlich, daß ein Satyr nach
seiner Ankunft in einer neuen Stadt erst einmal als Tavernenbedienung und Unterhalter arbeitet, bis er eine reiche Frau erobern kann, auf deren
Kosten er es sich dann wohlergehen läßt, solange er ihrer noch nicht wieder überdrüssig ist.
Aber das den Satyrn liebste Dasein ist das Künstlerleben: der Verkauf schöner Gemälde von Haustür zu Haustür, das Erfreuen
lokaler Lords mit klangvollen Melodien und Oden, das Zusammensuchen einer Schauspielertruppe zur Aufführung obszöner Komödien,
das herzzerreißende Vortragen lieblicher Poesie oder epischer Tragödien auf den Marktplätzen... Und die verdorbensten unter den
Satyrn können wahre Vermögen verdienen, wenn sie unter den Balkonen schmachtender Frauen ihre Flöten zaubern lassen und ihre Körper
verkaufen. Satyrn können darüber hinaus so vollendete Schmeichler sein, daß manche Lords ihre Dienste nur für diesen einen
Zweck in Anspruch nehmen.
Ansiedlungen
Satyrn meiden die Liturgische
Provinz, wo sie wie wilde Tiere gejagd und getötet werden. In Lyphan und den Wilden Gegenden - die Reiche, die arm an Städten sind -
findet man ebenfalls nur wenige Satyrn. In den Prinzengemeinden halten sie sich dagegen gern auf, denn dort ist das Vergnügen zu einer Kunstform
erhoben worden, die Schmeichelei zu einem Lebensweg. Auch in der Freibeuterenklave findet man zahlreiche Satyrn, denen es gefällt, als Piraten
die Küsten zu bereisen und zu plündern, was und wo sie können. Wenn sie sich dagegen in das keschitische Imperium begeben, dann
meistens, um sich selbst in den Armen atemberaubender Kurtisanen zu verlieren oder die Harems der Kalifen mit den schönsten Frauen der Region
zu beliefern. Urgamand und Janrenia werden von Satyrn ebenfalls geschätzt, wohingegen sie sich von der Söldnerrepublik, wo Frauen nur
als Huren respektiert werden, fernhalten. Ohne Frage fühlen sich Satyrn in den kultivierten Witwenländern höchst wohl, denn dort
genießen sie die herausfordernde Verführung der gefühlskalten Medusen, das warme Klima, die hohen Künste und exzellenten
Weine. Gleiches gilt für die Marschen von Modehen, in denen Satyrn gern die großartigen Gärten bewundern und die phantastischen
Pflanzen bestaunen.
Herausforderungen und Ziele
Die Männlichkeit: Die Männlichkeit ist das größte Anliegen der Satyrn. Sie zu verlieren, heißt, zu sterben -
dahinzusiechen als Opfer einer Krankheit, welche die Satyrn den "Kleinen Tod" nennen. Einige ältere Satyrn bekommen manchmal diese
Krankheit, ebenso die Unglücklichen, die entmannt wurden, und es scheint, als beschleunige sie das Altern. Manche Erkrankte kehren in den
Wald ihrer Geburt zurück und warten dort schwermütig auf den Tod. Andere werden wahnsinnig, verfallen in Raserei und töten wahllos
Männer, Frauen und Kinder, bevor sie ihrem eigenen Leben ein Ende setzen oder hingerichtet werden.
Die Mutter: Eine Legende erzählt von weiblichen Satyrn, die im Zeitalter der Flamboyanz aus dem Inneren der Königsbäume
geboren wurden. Gerüchte munkeln, eine von ihnen, eine Frau von überirdischer Schönheit, streiche durch die Gassen der Städte
Modehens. Die Satyrn suchen diese Frau seit Jahrhunderten, aber bisher vergeblich...
Rollenspieltips
Die Entscheidung für einen Satyrcharakter ist nicht die Entscheidung für einen nymphomanen Orgiasten. Obwohl die Schürzenjägerei
und die Verführung bedeutende Charakterzüge eines Satyrs sind, hat er erheblich viel mehr zu bieten. Er gibt sich gern der philosophischen
Betrachtung der Verführung hin und ist ein gesellschaftliches Chamäleon, das sich schnell allen möglichen Situationen und Personen
anpassen kann, denn sein Charisma beeindruckt Frauen wie Männer. Ein Satyr kann treue Freunde gewinnen, aber auch harte Neider, ergebene
Liebschaften, aber auch Racheverlangen der Verflossenen. Zuvorderst ist er ein Lebemann, der auch den faszinierensten Dingen überdrüssig
werden kann und nur eines wirklich fürchtet: Eintönigkeit.
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(Übers. u. bearb. v. JS. © Bild oben: Franck Achard / Cyrille Daujean; Bild unten: Boris Courdesses)
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